06. Dezember 2012 | Altes Rathaus Hannover | Prof. Markus Peter

Die Kunst des Zufügens

Zum viel diskutierten Anbau des Sprengel-Museums kam Markus Peter erst zum Schluss seines Vortrags. Ein geschickter Schachzug, möchte man meinen, dabei war ihm das Hannoveraner Publikum der Veranstaltung „Architektur im Dialog“ durchaus wohlgesonnen. Doch Peter wollte keinen Schwerpunkt bei einem Projekt setzen, vielmehr strebte er an, eine Klammer um seine Arbeiten zu legen und seine Auseinandersetzung mit Stadt und Raum mit den Mitteln der Geometrie zu erklären. Immer wieder ist es die Wissenschaft der Formen, mit der Peter sein Werk zu beschreiben versucht. Wie stoßen Ordnungen zusammen, wie entsteht Rhythmus in den Fassaden, was bewirken unterschiedliche Stapelungen der Geschosse? Mit den Mitteln der Geometrie als raumbildende Kraft durchbrechen seine Bauten Räume, begreifen sich als Bewegung.

Das Zölly-Hochhaus, das Hotel Park Hyatt oder das zweite, direkt am See gelegene Hotel Dolder, allesamt in Zürich, zeigen, wie Peter aus Geometrien Konstruktionen ableitet und so klare, aber auch komplexe Strukturen schafft. Dabei gehe die Wirkung der Konstruktion, bedauert Peter, allgemein in der Architektur verloren. Bewusst setzt er daher auf die Traditionen der Technik. Architektur ist für Peter kein Experiment, es geht ihm nicht darum, ein Markenzeichen mit seinen Projekten zu hinterlassen. Vielmehr will er sich mit seinen Bauten in den Rhythmus der Landschaft einfügen und bezeichnet daher auch das homogene Volumen und den ruhigen Baukörper des Sprengel-Museumanbaus als richtig. Nur so könne sich der Neubau in den Vorgängerbau integrieren. Peter nennt seine Aufgabe konsequenterweise die „Kunst des Zufügens“. Über die richtige Verknüpfung von neu und alt denke die Presse in Hannover aber leider nicht nach, so Peter. Da gehe es nur um die Fassadengestaltung, die sich mit ihrem Relief jedoch gut in die Umgebungsbebauung einpasse.

Durch die eigenwillige Typografie des Gründerbaus, sei eine nochmalige geometrische Aufregung für ihn jedenfalls nicht infrage gekommen. So fügte sich das Sprengel-Museum mit seinen „tanzenden Innenräumen“ – Peter sprach von tanzenden Geometrien“ – nahtlos in die präsentierten Arbeiten von Markus Peter und seines Partners Marcel Meili ein. Die Akzeptanz der Nutzer, sagte Peter zum Schluss, sei sein Ziel. Jedoch gehe dies nicht immer im Konsens. So spricht ein selbstbewusster Architekt der mit seinem Werk im Reinen ist.

Fotos: Michael Cintula