Lavespreis 2022: Braunschweiger Studentin entwirft mit großer Sensibilität eine wandelbare Unterkunft für Obdachlose

Der Vorsitzende der Lavesstiftung, Robert Marlow, überreichte am 1. Dezember im Laveshaus in Hannover den Lavespreis 2022 an die Studierenden. Mit dem Preis wird jährlich der Nachwuchs der Architektenschaft aus Niedersachsen ausgezeichnet. Aus insgesamt 83 Arbeiten konnte die Jury unter Leitung von Prof. Tatjana Salbjo von der Hochschule Hannover auswählen und vergab neben den ersten drei Preisen auch einen Sonderpreis.

Mit dem ersten Preis wurde Malin Meyer von der TU Braunschweig für ihre Arbeit „The Reproductive House – Was ist Gemeinwohl?“ ausgezeichnet. Meyer stellte sich die Frage, was ein Mensch braucht, der alles verloren hat, um wieder zurückzufinden? Sie entwickelte eine Holzstruktur mit eingestellten Kuben, die sich der Obdachlosigkeit in Städten widmet und dabei konsequent auf den Einsatz nachwachsender Rohstoffe setzt. Die Jury betonte, dass Meyer sich der Aufgabe mit hoher Sensibilität und großem Respekt für die Nutzenden nähere und ihnen eine neue Heimat aufzeigen könne. Meyer erklärt ihr Konzept so: „Verschiedene Lebensrealitäten und Bedürfnisse finden Platz in einem strukturgebenden und gleichzeitig wandelbaren System.“ Die Qualitäten von Meyers inhaltlicher, gestaltgebender und konstruktiver Auseinandersetzung spiegle sich auch in ihren Zeichnungen und Darstellungen, urteilte die Jury.


Alle Preise in der Übersicht

1. Preis 2.000,- €: Malin Meyer, TU Braunschweig, "The Reproductive House – Was ist Gemeinwohl?"

2. Preis 1.500,- €: Marius Schumann, Leibniz Universität Hannover, "Trade fair as a city – Konversion einer Messehalle in Hannover"

3. Preis 1.000,- €: Clara Droop, Hochschule 21 Buxtehude, "Neue Synagoge am Bornplatz"


Sonderpreis 500,- €: Vanessa Schwarzkopf, Leibniz Universität Hannover, "Dreaming Architecture"


Anerkennungen

  • Julian Leineweber und Pascal Lumme, TU Braunschweig, "KE park : HOME"
  • Greta Zoe Gleich, Leibniz Universität Hannover, "Vardø I Hjellen"
  • Luca Maria Willenbrock, Leibniz Universität Hannover, "Material und Klima"
  • Ursula Arens, Hochschule Hannover, "Illusion des Alleinseins"
  • Lina Wenzel, Hochschule 21 Buxtehude, "Sehnsuchtsort Einfamilienhaus: Sunken Gardens"
  • Razan Shaaban, Leibniz Universität Hannover, "Rebuilding informality – Damaskus, Syrien"
  • Robert Leiding und Hans von Witzendorff, Leibniz Universität Hannover, "Cité Intérieur"

Lavespreis

Die Lavesstiftung möchte bei Studierenden, Lehrenden und in der Öffentlichkeit das Verständnis dafür schärfen, dass die berufliche Tätigkeit von Architekten, Innen- und Landschaftsarchitekten weit über das Entwerfen hinausgeht. Denn nicht nur qualitätsvolle Realisierungen, auch Entwurfsqualitäten selbst entstehen erst durch die Wechselwirkung mit Überlegungen etwa zur Materialgerechtigkeit und konstruktiven Logik.

Mit dem Lavespreis werden Arbeiten ausgezeichnet, die sich der ganzheitlich-komplexen Qualität des Entwurfs widmen und auch technisch-konstruktive Aspekte der Umsetzung berücksichtigen. Dies können Studienarbeiten der Bereiche Hochbau, Möbelbau, Innenausbau sowie Freianlagengestaltung sein. Erwartet wird eine über den Gesamtentwurf hinausgehende, exzellente Vertiefung der Planung.

nachhaltig entwerfen  I  detailliert planen

Besondere oder komplexe Bauaufgaben wie Flughafen- und Museumsentwürfe zu bearbeiten, an die gestalterischen und konstruktiven Grenzen zu gehen oder auch Visionen zu entwickeln, das alles ist fester Bestandteil eines Studiums und bereitet auf den Beruf vor. Für die spätere Berufspraxis und den beruflichen Erfolg kommt es aber genauso darauf an, realitätsbezogen und zielgerichtet an Planungsaufgaben heranzugehen und diese konstruktiv durcharbeiten zu können. Denn nur so lassen sich die Gestaltungsideen auf der Baustelle auch gelungen umsetzen. Dieses Entwerfen bis ins technisch-konstruktive Detail ist anspruchsvoll, insbesondere wenn gute neue Architektur entstehen soll. Ob Bauteilanschlüsse, Materialien oder räumliche Qualitäten: unter dem Schlagwort der Nachhaltigkeit bekommt die detaillierte Ausgestaltung eines Entwurfs eine ganz neue Aktualität, an der kein zukünftiger Architekt vorbeikommt.

Die Lavesstiftung lobt daher jedes Jahr den mit 5.000 EUR dotierten Lavespreis aus. Ausgezeichnet werden Arbeiten mit hoher entwurflicher Qualität und hervorragenden Detaillösungen, die auch dem Aspekt der Nachhaltigkeit gerecht werden. Teilnahmeberechtigt sind alle Studierenden der Architektur, Innenarchitektur und Landschaftsarchitektur an niedersächsischen Universitäten und Fachhochschulen.