17. Oktober 2024 | Altes Rathaus Hannover | Jonas Läufer und Ioan Brumer (Kollektiv BAUKREISEL)

Gestaltung, Forschung, Beratung und Aktivismus

Forschung wird selten zur Realität – wir wollen das ändern. Ein Leitsatz, nach dem das junge, interdisziplinäre Kollektiv Baukreisel mit Standorten in ganz Deutschland und einem Hauptsitz in Berlin seine Projekte realisieren will. Projekte wie die Sommerschule „Stimmen & Steine“, einer Erkundung des materiellen (Steine) und immateriellen (Stimmen) Erbes des leer stehenden Wohn- und Einkaufszentrums am Wulfener Markt im Dorstener Ortsteil Wulfen-Barkenberg, welches nach nur 40 Jahren Lebensdauer abgerissen werden sollte. Zwei Jahre später ist dies bereits passiert, viele Bauteile konnten durch die Ergebnisse der Sommerschule regional anderweitig wiederverwendet werden – einer neuen Nutzung zugeführt werden. Das Beschäftigen mit Ressourcen, die Langlebigkeit von Materialien analysieren sind die Kerngeschäfte des BAUKREISEL.

Grund genug, die beiden Gründer Jonas Läufer und Ioan Brumer nach Hannover zu Architektur im Dialog einzuladen. Um Architektur aus verschiedenen Blickwinkeln und ihre Wechselwirkung mit anderen Branchen darzustellen, lädt die Lavesstiftung Persönlichkeiten aus dem aktuellen Zeitgeschehen als Redner und Dialogpartner ein.

Stiftungsvorsitzender und Kammerpräsident Robert Marlow sprach in seiner Begrüßung von der Bedeutung motivierter junger Menschen mit Veränderungswillen, die gemeinsam die zentralen Probleme der Baubranche – Klima, Baukosten, Ressourcen – anpacken.

In ihrem Vortrag sprachen Läufer und Brumer nicht nur über ihre Projekte, sondern auch über die übergeordneten Ziele, die das Kollektiv verfolgt. Eines davon ist das Erreichen von Passivhaus-Werten im Gebäudebestand. Beide sprechen immer wieder vom „optimalen Wiederverwendungsfall“, jedes einzelne Bauteil analysiert und katalogisiert an die ökologisch und wirtschaftlich optimale Stelle platzieren. Dabei helfen zum Beispiel präzise Bauteilkataloge. Als gemeinnütziger Verein hat sich der Baukreisel vorgenommen, jedes Jahr mindestens eine Sommerschule mit Studierenden oder Lernenden durchzuführen, am besten mit regionalen Partnern.

Im anschließenden Podiumsgespräch mit Robert Marlow standen auch grundsätzliche Fragen der Baubranche im Fokus – so auch der Schritt in die Selbstständigkeit. Auf die Frage von Marlow, was sie dabei anders machen würden, wenn sie könnten, waren sich sowohl Läufer als auch Brumer einig: Eigentlich gar nicht mal so viel, nur etwas früher entschlossen einsteigen und noch früher mehr Zeit in die kreative Arbeit stecken. Eine Frage, die an dem Abend unbeantwortet bleibt: Sind die häufig kleineren Aktionen des BAUKREISELS auf die großen Bau- und Abrissprojekte skalierbar?

Unabhängig davon will das Kollektiv eins: Jetzt schon alles so einfach wie möglich machen.

Der BAUKREISEL will motivieren und zum Aktivismus aufrufen. Vor rund 180 Gästen hat er das eindrucksvoll getan.

Alle Fotos: Kai-Uwe Knoth